Momentaufnahmen 2014-17

 

 

Alte Freundschaften

Kürzlich gratulierte ich einer alten Freundin zu ihrem 86. Geburtstag. Trotz der üblichen Altersbeschwerden, über die wir beide klagten, klang ihre Stimme noch fest und klar wie vor 68 Jahren, als wir zusammen die 6b der Mädchen-Oberschule besuchten.

 

Nur ein- oder zweimal hatte ich sie in der Zwischenzeit nochmals in meiner Heimatstadt getroffen. Aber der Kontakt blieb erhalten, zumindest zu Weihnachten und zum Geburtstag schreiben wir uns die üblichen guten Wünsche.

 

Meine Kinder und deren Freunde können es nicht verstehen, dass man eine Freundschaft trotz großer Distanz nur durch Briefe, Mails oder Telefonate aufrechterhalten kann. Ich erlebe selbst, wie die jungen Leute sich damit abfanden, bei Wohnungs- und Ortswechsel von Freunden, diese nie wiederzusehen.

 

Der Kontakt zu meiner Freundin nach sage und schreibe 68 Jahren mag ein Sonderfall sein, aber mir ist er viel wert. Könnten die jüngeren Leute nicht ein wenig davon lernen und auch abwesenden Freunden die Treue halten?

 

August 2017


Sexy Werbung:

Auf der Suche nach einer rückenschonenden Matratze

Vor Kurzem war ich im Internet auf der Suche nach einer ganz bestimmten Matratzenauflage, die rückenschonend sein sollte. Eine Freundin gab mir diverse Links zu entsprechenden Anbietern in der Nähe, die ich alle durchschaute.

Treffer! Gleich auf der ersten Internetseite wurde mir neben der Textbeschreibung diverser Systeme ein kleines Filmchen angeboten, das ich mir zu Gemüte führte. Da räkelte sich eine vollbusige Blondine auf einem Bett – das totale Klischee! –  und erklärte im Wettstreit mit einem ganz netten Sprecher, der am unteren Ende des Betts saß, die diversen Vorteile gerade  d i e s e r  Matratzenauflage. Sanft, sinnlich strich sie mit gepflegten Händen, die Fingernägel perlmuttfarben angestrichen, über die Auflage und erklärte erstaunlich kompetent und sachlich, warum nun genau  d i e s e  Auflage so interessant wäre. Zwischendurch durfte auch der nette Mann am Bettende etwas dazu beitragen, aber sie unterbrach ihn öfters, um mit ihren Lobeshymnen fortzufahren.

 

Als die Blondine dann auf den waschbaren Bezug zu sprechen kam, lehnte sie sich weit vor, um den Reißverschluss des Überzugs aufzuziehen, sodass ich buchstäblich befürchtete, ihr Busen im tiefen Ausschnitt würde schließlich ganz herausfallen.

 

Unwillkürlich kam mir der Gedanke, wie nun ein Mann solch eine Werbung aufnehmen würde. Sicher würde er vom Inhalt des Gesprochenen kaum etwas wahrnehmen und nur den tollen Busen der Blondine anstarren?!

Offensichtlich hat mich diese Werbung so sehr beeindruckt, dass sie Eingang in meine Momentaufnahmen gefunden hat!

 

Juni 2017


Mein hochbetagter Ringfinger

Vor kurzem hörte ich ein interessantes Referat über das sogenannte neue Alter. Danach seien ältere und alte Menschen heutzutage bedeutend jugendlicher und fitter  als solche vor 50 Jahren. Außerdem leben sie im Allgemeinen viel länger als in früheren Zeiten, was ja erfreulich und positiv ist. Für die über 80-Jährigen hat man den Ausdruck hochbetagt ausgesucht, weil das anscheinend besser klingt als ganz einfach sehr alt oder uralt.

 

Natürlich sind auch etliche Altersbeschwerden nicht zu vermeiden. Zu den harmloseren bei mir als Hochbetagte gehört ein Handicap, das natürlich vor über 50 Jahren bei den damaligen Schreibmaschinen, wo man mit einem gewissen Druck die Tasten bearbeitete, kaum vorgekommen wäre. Da ich seit etwa 25 Jahren meine Arbeiten und Mails auf dem Computer schreibe und seit meiner Ausbildung in der Jugend blind tippe, beobachte ich seit kurzem immer wieder denselben Tippfehler. Und irgendwann wurde mir bewusst, dass es nicht aus Nachlässigkeit geschieht sondern ganz einfach, weil mein linker Ringfinger, der für den Buchstaben S zuständig ist, eine gewisse Schwäche aufweist und immer wieder zwischen den normalen Buchstaben des gewünschten Textes auf das S herunterfällt. Der hochbetagte linke Ringfinger schafft es einfach nicht mehr, nur zu tippen, wenn er wirklich gebraucht wird!

Nun, was soll's? Korrigiert ist schnell, und dieses Altersproblem ist ja noch relativ harmlos.

 

Juni 2017


Ein Sonntagmorgen

Um 5 Uhr in der Nacht höre ich noch die letzten Autos auf dem Heimweg von den Nachfeiern des Musik-Marathons hier in Eupen. Schließlich lässt der Verkehr endlich nach. 

Noch knapp zwei Stündchen unruhiger Schlaf. Aber dann stehe ich auf. Mein Hund muss rausgelassen werden.

Wo zuvor noch ein Auto nach dem anderen die Stille der Nacht durchbrochen hat, ist es nun ruhig auf der Straße.

 

Ich öffne die Terrassentüre zum Garten. Ich atme tief ein. Herrlich, dieser Frieden im morgendlichen Sonnenlicht! Nun schlafen all die Festheimkehrer und verpassen einen solch schönen Moment. Ein sonniger Morgen eingetaucht in eine wunderbare Stille umfängt mich, bis auf die vielfältigen Vogelstimmen vom Wäldchen drüben. Eine Taube gurrt und ruft ihren Partner. Ich kenne sie, denn im Winter kam das Taubenpärchen gelegentlich zum Futterhäuschen in meinem Garten, zwei sehr hübsche hellbraune Ringeltauben. Im Schatten liegt noch leichter Reif auf den Grashalmen. Die Blätter der Rosen glänzen im frühmorgendlichen Sonnenlicht.

 

Was für ein wunderschöner friedlicher Sonntagmorgen. Dieser Moment der Stille ist mein sonntäglicher Gottesdienst!

 

Mai 2017


Duun se nur langsam

Als ich vor über 50 Jahren nach Eupen, in die Hauptstadt der deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien, kam, fiel mir unter anderem dieser Spruch auf, den manch Wohlmeinender im allgemeinen älteren Personen gegenüber äußerte: „Duun se nur langsam“. Von Anfang an fand ich diese Worte recht freundlich, da sie Geduld und Verständnis für das Gegenüber ausdrückten.

 

Und irgendwie hat mir als 'Zugereiste' diese Haltung der hiesigen Leute gezeigt, dass offensichtlich jene in gewisser Weise entspannt, unaufgeregt und im Großen und Ganzen freundlich gesinnt sind. Dies hat mir unter anderem sehr geholfen, mich hier rasch einzugewöhnen.

 

Es blieb natürlich nicht aus, dass eines Tages auch m i r gegenüber dieser Ausspruch geäußert wurde, als ich mit etwas Mühe aus einem niedrigen, sportlichen Wagen auszusteigen versuchte. Ich betrachtete diesen Satz mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Nun gehörte ich also auch zu diesen alten Dämchen, die diesen so lieb gemeinten Satz zu hören bekamen.

Nun, was soll's, dachte ich. Und freute mich sogar darüber!

Mai 2017


Sechs alte Messer

Nein, es handelt sich überhaupt nicht um kostbare Teile aus Silber, aber irgendwie hänge ich an diesen stinknormalen Messern, da sie genau die richtige Form haben und äußerst bequem im Gebrauch sind.

Das Besondere daran ist aber, dass diese Teile mit sehr lang zurückliegenden Ereignissen verbunden sind. Denn sie haben eine besondere Geschichte und einen langen Weg hinter sich, bis sie hier gelandet sind.

 

Wir gehen bis ins Jahr 1944 zurück, also bis kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges. Mein Vater hatte – vielleicht etwas unüberlegt – einen wortgewaltigen und sehr selbstbewussten jungen Mann als Vertreter für unsere Lederwaren eingestellt.

 

Alles ließ sich soweit gut an. Herr Berg fand rasch guten Kontakt zu den Kunden, was sicher an seinem Charme und seiner Beredsamkeit lag. Nur kam er manchmal mit recht seltsamen 'Waren' zurück. Wortreich versuchte er, seinem Chef zu erklären, dass er genau dieses Besteck äußerst günstig erwerben konnte und dafür einen 'kleinen' Nachlass bei der Berechnung im Verkauf der Waren geben musste.

 

Anfangs fand mein Vater diesen Handel noch relativ harmlos. Aber als Herr Berg seine Kompetenzen weit überzogen hatte, musste ihn mein Vater leider entlassen, zumal meine Mutter ihn im privaten Gespräch als reinen 'Hochstapler' bezeichnet hatte. Ich erinnere mich genau an diesen Ausspruch, denn, fast noch ein Kind, fand ich das Wort 'Hochstapler' richtig abenteuerlich.

 

Die Messer blieben aber. Sie überstanden die letzten Bombenangriffe und Umzüge und schließlich landeten sie mit meiner Aussteuer hier in Belgien.

Sie sehen, auch einfache Stahlmesser haben manchmal eine Geschichte!

 

Mai 2017


Altes Eisen

Vor einiger Zeit war ich zu einem Empfang anlässlich eines runden Geburtstags von jüngeren Leuten aus meinem Bekanntenkreis eingeladen, was mich eigentlich als alte Person freute. Da ich es gewohnt bin, pünktlich zu sein, erschien ich schon einmal viel zu früh und musste die Erfahrung machen, dass es nicht mehr ‚in‘ ist, zum angesagten Zeitpunkt zu erscheinen. So lehnte ich ein bisschen verloren an einem Stehtisch, ein Sektglas in der Hand und hörte der Musik zu. Als dann die Gäste allmählich eintrafen, wurde meine Situation nicht besser. Einige Bekannte eilten an mir vorbei und riefen mir ein kurzes „wie geht’s?“ zu, ohne auf eine Antwort zu warten.

Am Ende konnte ich mit nur wenigen Anwesenden ein paar Worte wechseln. Und so kam es, dass ich mich – so zeitig, wie ich gekommen war – verfrüht auf den Nachhauseweg machte, ja, mich geradezu davonschlich, allerdings um eine Erfahrung reicher: Alte Menschen werden gerne schlicht und einfach übersehen.

 

Aber um auf die so leicht dahin gesagte Formel „wie geht’s?“ zurückzukommen. Hat eigentlich jemand w i r k l i c h mal wissen wollen, wie es einem geht? Reine Routine. Es macht sich gut, diese alltägliche Frage zu stellen. Die entsprechende Person wäre bass erstaunt, wenn man sich erlauben würde, die Frage ernst zu nehmen und über seine kleinen Wehwehchen zu berichten! Oder übertreibe ich ein wenig? Immerhin: Von diesem nichtssagenden „Gruß“ sind nicht nur ältere oder alte Menschen betroffen …

 

In diesem Zusammenhang fällt mir unwillkürlich eine Begebenheit mit einer älteren Dame, neulich im Supermarkt ein. Ich kam mit ihr, die sich von einem netten jungen Angestellten bei der Tastatur der Waage helfen ließ, ins Gespräch. Sie musste mir genau erklären, dass es an ihren Augen gelegen hatte: Brille vergessen, sodass sie die Zahlen nicht erkennen konnte. Von da kam sie auf ihren Sohn zu sprechen, als sie bemerkte, dass ich gerne bereit war, ihr zuzuhören. Gibt es doch so viele einsame Menschen, die einfach mal gerne einen kleinen Schwatz halten. Wäre es nicht eine nette kleine Geste, einem unbekannten Mitmenschen einfach mal zuzuhören? Egal, ob jung oder alt!

Das wäre ein kleiner Sonnenstrahl im Alltag, oder nicht?

 

Mai 2017


Meine „antike“ Pflanze

Ja, Sie lesen richtig. Ich besitze eine Pflanze, die – halten Sie sich fest – 62 Jahre alt ist.

Meine Wachsblume, auch Porzellanpflanze genannt, ist außerdem schon viel in der Welt oder zumindest in Europa herumgekommen.

 

Ursprünglich lebte die Pflanze so um 1955 im Haus meiner Eltern in Ulm und gedieh ganz prächtig, da meine Mutter einen grünen Daumen hatte. Die festen Blätter rankten sich mit jedem Jahr an der Trennwand zum Esszimmer höher hinauf, und an den Ansätzen bildeten sich immer wieder neue Blüten. Ich erinnere mich daran, wie meine Mutter mir erzählte, dass schon Goethe über diese schönen wachsartigen Blüten eine Abhandlung geschrieben habe. Als meine Eltern aus gesundheitlichen Gründen 1960 in die Schweiz, der Heimat meiner Mutter, umzogen, wanderte natürlich die Wachsblumenpflanze gut verpackt mit. Im Süden der Schweiz fühlte sie sich wohl und wurde immer größer und auch breiter. Als meine Mutter starb, pflegte mein Vater Mutters Liebling weiter, so gut er konnte. Aber als weitere 15 Jahre später auch mein Vater starb, nahm meine Schwester das kostbare Stück zu sich an den Zürichsee.

 

Inzwischen sind wir um das Jahr 1980 angekommen. Ein Ableger folgte dem nächsten, die Pflanze wuchs immer mehr in die Höhe und Breite. Und eines Tages beschloss meine Schwester, einen Ableger davon mir anzubieten. So wanderte das gute Stück eines Tages, wieder mal gut verpackt, im Auto nach Eupen in Belgien. Das muss so um das Jahr 2005 gewesen sein.

 

Hier fühlt sich meine Wachsblume genauso wohl wie in Süddeutschland oder der Schweiz und dankt es mir schon zum zweiten Mal mit einer schönen Blüte. Und ich finde, der Ausdruck 'antik' für meine weitgereiste alte Wachsblume ist schon berechtigt.

 

März 2017


Omas  heute

Vor Kurzem habe ich mit Erfolg den Wasserstands-Anzeiger in der Garage abgelesen und den ausgefüllten Schein wie gewünscht dem Wasserwerk gescannt. Dabei dachte ich unwillkürlich an all diese Dinge, die betagte und auch hochbetagte Menschen heute mit mehr oder weniger Erfolg lernen müssen.

Kein Vergleich zu den Omas und Opas der Fünfziger Jahre.

 

Das fängt schon an beim Geldziehen am Bank-Automaten. Pin-Nummer gut im Kopf behalten. Im Supermarkt muss unsere rüstige Oma nach dem Abwiegen von Obst und Gemüse das richtige Zeichen auf dem Bildschirm antippen bevor sie zur Kasse geht. Sie lädt ihre Einkäufe in den Kofferraum des Wagens und fährt nach Hause, nachdem sie den Wagen aufgetankt hat. Arthrose in den Händen darf sie sich nicht leisten beim Halten des Zapfhahns! Zuhause räumt sie die Waren in den Kühlschrank im Bewusstsein, dass sie früher oder später Schwierigkeiten haben wird, die hermetischen Plastikverpackungen zu öffnen. Das Essen muss schließlich verdient werden!

 

Dann stellt sie fest, dass ihr Handy wieder aufgeladen werden muss. Mini-Kläppchen schieben, Mini-Kontakt einstecken. Ja, ich weiß, jungen Menschen machen all diese Dinge keinerlei Schwierigkeiten.

Aber immerhin, Oma kann mailen, skypen, kann googlen, flüssig tippen …!

 

Hallo, Ihr jungen Leute, wir möchten ein bisschen bewundert werden!

 

Februar 2017


Die alte Schreibmaschine

Beim Kramen im Keller meines verstorbenen Vaters entdeckten wir sie, eine 'Continental'.

Ja, und was tut man nun im Zeitalter der Computer mit einer sogenannten Reiseschreibmaschine? Ich nahm sie zu mir, denn ich brachte es nicht übers Herz, dieses Erinnerungsstück wegzuwerfen. Das Ding musste mindestens 16 Kilo wiegen. Deshalb: Warum eigentlich Reiseschreibmaschine?
Ich schätze das Alter der Maschine auf über 60 Jahre. Das Farbband ist abgenutzt, Gibt es heutzutage überhaupt noch Farbbänder? Dennoch, tippen kann man noch, gute deutsche Qualitätsware, gebaut für die Ewigkeit. Der Henkel an der Oberseite des Deckels ist verschwunden. So hatte mein Vater mit dicken Schnüren einen provisorischen Henkel gebastelt, der das enorme Gewicht dieses Schreibutensils aushält.

 

Ich sehe noch heute meinen Vater, wie er darauf schrieb, natürlich mit zwei Fingern. Aber dennoch relativ flink. Und seine Kindheitserinnerungen entstanden auch auf dieser Maschine, die eigentlich meiner Mutter gehörte.

Nur schon aus diesem Grund werde ich dieses Reise-Ungetüm weiterhin in Ehren halten! Und vielleicht werden mal meine Urenkel das alte Gerät wie einen Dinosaurier betrachten?

 

Januar 2017


Ein Tag im Nebel

Wo sind nun die Nebellichter? Ich habe vergessen, wie ich sie einstellen muss. So muss mein Scheinwerfer genügen. Um mich herum dichter Nebel. Ich fahre langsam, die Häuser nur zitternde Schatten. Ein Mann taucht aus den Nebelschwaden auf. Der tägliche Hundespaziergang trotz widriger Umstände. Er grüßt mich freundlich. Dann plötzlich dunkle Schatten, die sich bewegen. Eine Gruppe Ponys werden sichtbar. Wahrscheinlich haben die Helfer die Tiere aus der unteren Weide abgeholt. Ihre Köpfe nicken im Takt der Schritte.

 

Im Blumengeschäft bestelle ich den Kranz für Allerheiligen. Plötzlich schießt ein Vogel ins Geschäft, stößt sich an der Wand, klammert sich an eine Dekoration, flattert aufgeregt weiter und knallt mit voller Wucht gegen die Schaufensterscheibe. Die junge Frau im Geschäft hebt voller Bedauern das Tierchen auf. Ich melde mich sofort als Wiederbelebungs-Fachfrau aus früheren Rettungserfahrungen. Sie gibt mir das Tierchen in die Hand. Ich lasse meine Tasche, Geldbeutel, einfach alles, auf der Theke stehen und gehe mit dem Tierchen nach draußen. Wahrscheinlich hatte sich das Rotbrüstchen, wie ich inzwischen sehe, im Nebel verflogen. Ich hauche den kleinen Vogel immer wieder an. Er muss nur im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf die Beine kommen. Ein paar Minuten später, fühle ich, wie die zarten Füße sich stellen, dann breitet der Vogel die Flügel aus und flattert in die Freiheit. Große Erleichterung im Geschäft.

 

Viel Glück kleiner Vogel!

 

November 2016


Zugfahren in der Schweiz

Vor einigen Wochen besuchte ich langjährige Freundinnen, die in der Schweiz wohnen. In Zürich bestieg ich den Zug. Pünktlich trafen die Züge ein, pünktlich fuhren sie weiter. Und die Verbindungen zu den diversen S-Bahnen waren ebenso pünktlich wie eine Schweizer Uhr!

Was mich jedoch speziell erstaunte war ein Reisender, der mit seinem Rollkoffer einstieg und diesen gleich beim Ausgang vor den Sitzen deponierte. Ruhig und gelassen suchte er sich einen Platz ungefähr in der Mitte des Waggons Zweiter Klasse und begann seine Zeitung zu lesen.

 

Und ich dumme Nuss versuchte, den Koffer im Auge zu behalten. Und wenn dies nun ein Koffer mit Sprengstoff wäre ...? Da stand er mit hochgestellten Stangen, ein 'ganz harmloser' Koffer? Der Besitzer schien sich nicht darum zu kümmern. War d a s  nicht schon allein verdächtig? Aber andererseits war zu bedenken, dass wir schließlich in der Schweiz waren! Hatte es dort schon Sprengstoffanschläge gegeben? Gottlob nein! Also ein  g an z  harmloser Koffer, den auch keiner der aussteigenden Fahrgäste 'versehentlich' mitnahm?

Als ich ausstieg, stand das Ding immer noch an der gleichen Stelle und wartete auf seinen Besitzer! Die heile Welt der Schweiz, hoffentlich noch lange!

 

September 2016

 


Tierliebe hat auch ihre Grenzen

Sie kennen ja diese Biester, die sich, kaum hat man sich schlafen gelegt, mit hellem, sirrenden Summen ihrem Opfer nähern und nach unserem Blut lechzen. Schon der erste unverhoffte Stich löst heftiges Jucken aus.

 

Fortan beginnt die Jagd nach dem Insekt. Ich versuchte es mit heftigem Armwedeln, mit der vergeblichen Suche nach der Mücke, mit Verscheuchen mit der Bettdecke. Ja, ich gab mir selbst eine Backpfeife, als ich das Insekt auf meiner Wange vermutete. Alles vergebens, das Biest konnte ausweichen und stach erneut zu. An Schlaf war nicht zu denken.

 

Am nächsten Morgen riet mir eine liebe Nachbarin, es mit Citronella zu versuchen. Ein paar Tropfen auf ein Taschentuch würden den Eindringling sicher verjagen. Gespannt legte ich mich, umgeben von Citronella-Düften, zu Bett. Da, wieder das Sirren meines nächtlichen Besuchers! Es kam vorerst nicht in meine Nähe. Ich atmete auf, vor mir lag vielleicht eine ruhige Nacht. Aber dann, urplötzlich stürzte sich die Mücke auf meinen kleinen Finger und stach zu. Es war ein allerletzter Rachestich und – oh Wunder - dann war Ruhe. Die Mücke hatte sich verzogen.

Und ist nie wieder aufgetaucht!

 

September 2016


Kurzer Sommertraum
Und endlich, endlich ein Sonntag, der seinen Namen verdient. Das Städtchen spielt Süden!
Auf dem Markplatz ein Tisch neben dem anderen unter gelben
Sonnenschirmen. Menschen flanieren, beäugt und ein bisschen belästert von den Essenden an den Tischen. ,,Sieh mal da, diese Dicke, d i e sollte nicht mehr so enge Hosen tragen", oder ,,Ist das nun der Vater oder der Liebhaber, so innig wie die tun"...?
Sommerfähnchen in allen Variationen dürfen endlich aus dem Schrank geholt werden, die reinste Modenschau. Ein Hauch von St. Tropez, FüBe mit rot lackierten Zehennägeln in goldenen Sandaletten.


Ach, warum nur heute dieser eine sonnige Sommertag? Am Montag ist es mit dem kurzen Ausflug in den Süden schon wieder vorbei. Aber wenigstens einmal durfte man mitspielen.

 

August 2016


Temposünder

Das sind ja ganz lustige Einrichtungen längs mancher temporeduzierten Straßen, diese beleuchteten Gesichter mit freundlichem Mund nach oben und dem rügenden Mund nach unten gebogen bei Übertretung der Geschwindigkeit. 

 

Ich muss gestehen, dass es mir selten gelingt, einem lachenden Gesicht entgegenzufahren. Nur schon  e i n  Kilometer zu viel, also Tempo 31, und schon schaut einem wieder dieses Gesicht vorwurfsvoll in die Augen. Ich habe mich beobachtet, wie ich mit dem Gegenüber rede. „Also weißt Du, das ist doch  n u r  31, nun hab' Dich nicht so“. 

 

Aber das Ding lässt sich leider nicht beeindrucken. Und  w e n n  mir doch mal ein freundliches Gesicht entgegenblickt, fühle ich mich wie eine brave Schülerin, die vom Lehrer gelobt wurde! 

 

Geht es Ihnen manchmal auch so?

 

Juli 2016


Meine Spatzen

Ich möchte sie so nennen, irgendwie fühle ich mich für diese munteren Vögel verantwortlich. Dieses Jahr wieder haben sie ihr Nest ganz dicht unterm Dach zwischen den Balken gebaut. Und seit Wochen höre ich das hungrige Tschilpen, wenn Mama oder Papa Spatz mit neuer Nahrung angeflogen kommen. Kaum sind die Jungen flügge, sitzen sie im Busch nebenan und begleiten ihre Flugversuche mit aufgeregtem Gezwitscher. Und wenn mich nicht alles täuscht, gibt es schon wieder eine neue Brut. 

 

Ich bin froh, dass sich die Spatzen in meinem Garten so wohl fühlen. Dafür habe ich sie ja auch im Herbst und Winter reichlich mit Sonnenblumenkernen versorgt. Und nicht zuletzt helfe ich dabei, diese munteren Vögel zu erhalten. Wurde mir doch gesagt, dass die Population der Spatzen extrem dezimiert wird wegen der chemischen Spritzmittel auf den Feldern, die die Vögel unfruchtbar machen. 

 

Ein kleiner Beitrag zur Erhaltung der Fauna, hoffe ich wenigstens! 

 

April 2016


Sonnenhunger

Acht Uhr morgens. Das Thermometer zeigt 3 Grad, auf der Wiese liegt Raureif. Es weht ein kalter Wind, die Eisheiligen lassen grüßen.

Aber – die Sonne scheint am blauen Himmel -  e n d l i c h!

 

Kurz darauf in der Stadt sitzt schon der erste Terrassengast im kühlen Morgenlicht und liest seine Zeitung.

Vor dem Bankgebäude auf der Schattenseite der Straße kommt mir ein junger Mann mit Sonnenbrille entgegen. Er übt offensichtlich schon das Cool-Sein mit der neuesten Kreation auf der Nase!

Vor dem Automaten in der Bank steht ein Mädchen im Minirock mit nackten Beinen.

 

Alles wäre gerüstet für die warme Saison, nur noch ein bisschen  z u  früh, oder was meinen Sie?

 

März 2016


Der Frühling kommt!

Sogar die kleine Maus im braunen Herbstlaub scheint dies zu fühlen. Dort sitzt sie in der Sonne und merkt vor lauter Zufriedenheit über die langerwartete Wärme gar nicht, dass meine neugierigen Augen sie beobachten. Dann stellt sie sich auf die Hinterbeine und wittert. Hat sie nun doch den Geruch meiner Hündin in die Nase bekommen? Diese scheint offensichtlich kein weiteres Interesse für die kleine Maus zu haben. Sie kommt aus der Großstadt und hat dort nie Feldmäuse aufspüren können. 

 

Und genau am selben Tag, als ich in einem ruhigeren Teil der Stadt in den Kreisverkehr fahre, trippelt mir doch tatsächlich eine Meise über den Weg. Im Schnabel hält sie ein Hälmchen für den Nestbau. Vor lauter Geschäftigkeit und Eifer über den Fund hat sie vorerst den Fußweg gewählt, um möglichst direkt zum Nestbau zu gelangen, sodass ich buchstäblich meine Geschwindigkeit bremsen muss. 

 

Ich sag's ja, es wird Frühling!

 

März 2016


Startbahn Handfläche

Nun habe ich schon zum zweiten Mal einen Vogel nach dem Sturz gegen das Fenster gerettet. Heute war es noch eine junge, offensichtlich sehr unerfahrene Kohlmeise, die nach ihrem Fehlflug gegen die Scheibe mit geschlossenen Augen und heftig atmend auf dem Boden lag. Beim ersten Mal ein Buchfink, der fast eine Stunde brauchte, bis er durch meine Bemühungen wieder den Mut fand, sich auf die Beine zu stellen und von meiner Handfläche abzufliegen. 

 

Bei meinen Wiederbelebungsversuchen leitet mich das reine Gefühl. Ich nehme den Vogel in die Hände und hauche ihn immer wieder an. Da öffnen sich gleich die winzigen Äuglein. Ein erster Hoffnungsschimmer. Zur Sicherheit lege ich das Opfer draußen auf dem Gartentisch auf ein Stück Wollstoff. Immer wieder sehe ich nach dem Patienten, hauche und schaue, ob der Vogel im wahrsten Sinne des Wortes schon auf die Beine kommt. Das heißt nach draußen gehen, anhauchen, geduldig warten. Und siehe da: Plötzlich breitet mein Kohlmeisen-Teeny die Flügel aus und startet von meiner hocherhobenen Handfläche in die Freiheit.

 

Man mag über mich lächeln, aber solch kleine Erfolge bei der Rettung eines kleinen Vogels machen mich total glücklich! 

 

PS: Ich weiß, man sollte schwarze Vögel auf die Scheibe kleben. Aber bei uns hat dies nicht viel geholfen. 

 

Februar 2016


Kehraus in Eupen

Regengüsse wischen Konfettireste in den Rinnstein.

Kaum ein Mensch auf der Straße. Leere Flaschen, Plastikbecher, Papierfetzen zieren den Gehsteig. Die meisten Geschäfte haben die Rollläden heruntergelassen. Das Festvolk schläft aus. Ich habe den Eindruck, allein auf der Straße zu sein.

 

Eine müde und traurig wirkende Gestalt im Karnevalskostüm, Pumphosen, weiße Strümpfe, karierte Jacke, bemaltes Gesicht, Hut mit Feder, stapft im Regen vorüber. Die Frau eilt hastig, gebückt und murmelt „... sollte mich abholen ...“. Später sehe ich sie im Vorbeifahren erneut. Inzwischen ist sie gänzlich durchnässt, aber tapfer trabt sie einem unbekannten Ziel entgegen.

Unwillkürlich stelle ich mir vor, wie sie in irgendeiner Kneipe auf einer Bank eingeschlafen sein könnte. Am Morgen, der Rausch ist inzwischen ausgeschlafen, stellt sie fest, niemand ist mehr da. Keine Musik, kein Singen mehr, alle heimgezogen. Und derjenige, der sie abholen sollte, kommt nicht.

 

Als ich die Bergstraße hochfahre, sehe ich sie doch tatsächlich in einer Haustüre verschwinden. Irgendwie bin ich froh, dass dieses nasse, traurige Wesen heimgefunden hat.

 

Februar 2016


Kinderstars

Vielleicht haben Sie sich auch schon mal darüber Gedanken gemacht, wie Kinder es empfinden mögen, wenn sie in bestimmten Filmen als Schauspieler mitmachen und das oft in erstaunlich realistischen Sequenzen. Da gibt es ja Szenen, wie zum Beispiel, wenn ein Kind entführt und tagelang in ein Kellerverlies eingesperrt wird, wie es oft in Krimis vorkommt. Kann man da sagen „ist ja alles nur ein Spiel“?

 

Was fühlt da so ein Kind, auch wenn es nur für einige Augenblicke auf der primitiven Pritsche liegen und verzweifelt aussehen muss? Geht das wirklich spurlos an so einem kleinen Wesen vorüber? Kann es zwischen reinem Schauspiel und der Wirklichkeit so gut unterscheiden? Träumt es vielleicht in der Nacht, um den Inhalt des Films zu verarbeiten, oder hat es manchmal Albträume? Gibt es einfühlsame Regisseure, die das Kind während des Drehs liebevoll begleiten?

Das sind viele unbeantwortete Fragen. Sicher ist, dass ich als Mutter mein Kind nie, nie als Kinderstar einsetzen würde.

 

November 2015


Guten Morgen, Hund

Vor Kurzem saß ich mit einigen Teilnehmern einer Reisegruppe am Mittagstisch, und es ergab sich, dass wir auf das Thema Hunde zu sprechen kamen. Ich nahm mich etwas zurück, um nicht gleich die beiden Damen gegenüber mit meinem Lieblingsthema zu sehr in Beschlag zu nehmen. Der Gesichtsausdruck der einen der Frauen bestätigte meine Vorsicht. Es ging um das störende Hundegebell, von dem die erste der Damen verärgert berichtete. Ich wandte ein, dass dies im allgemeinen bei eingesperrten Hunden aus Langeweile geschah, speziell bei Hunden, die zu wenig ausgeführt wurden.

 

„Aber sehr lästig ist es auf jeden Fall“, meinte die Frau. Und dann berichtete die jüngere der beiden von einem Erlebnis mit einem Hund, das meine eigenen Erfahrungen widerspiegelte und das mich sehr berührte. In ihrer Nachbarschaft war ein solches Tier in einem Zwinger eingesperrt. Natürlich bellte er aus Langeweile und belästigte die Umgebung. So beschloss mein Gegenüber, täglich den Hund zu besuchen und mit ihm zu reden. „Guten Morgen, Hund“ fing sie an. „Du kannst mir ruhig mal zuhören“, ging es weiter. Wie sie sagte, kam sie sich dabei ein bisschen komisch vor. Aber als der Hund schon am zweiten Tag sofort mit Bellen aufhörte und sie wiedererkannte, sah sie, dass das Reden und die Zuwendung bei dem Tier ankam. Und so machte sie es sich zur Gewohnheit, täglich für ein paar Minuten den Hund im Zwinger zu besuchen und mit ihm zu 'sprechen'. Die Freude des Tieres und das Schwanzwedeln bei ihrem Näherkommen belohnte sie für ihre Mühe. Ein paar Glücksmomente für das Tier und nicht zuletzt auch für meine Erzählerin, wie sie offen zugab.

„I c h mag keine Hunde“, war die traurige Reaktion der anderen Frau auf diese schöne Geschichte. Sie tat uns irgendwie leid.

 

Oktober 2015


Am Telefon

Neulich rief ich eine Bekannte an und hörte wieder einmal das mir vertraute 'Hallo'. Dabei fiel es mir auf, in welchen verschiedenen Tonvariationen ein Angerufener dieses einfache 'Hallo' sagen kann. Das mag ein ganz leises, zaghaftes, etwa ein französisches 'allooo?‘ sein, genauso wie sich die Person selbst darstellt. Dann wieder bei anderen ein forsches, kurz angebundenes Melden, ein Ebenbild der aktiven Person, die mitten im Leben steht, und die sogar dem Anrufenden das Gefühl gibt, dem Partner am Apparat kostbare Zeit zu stehlen! Auf Italienisch hört man sehr oft 'pronto'. Klingt irgendwie besser als 'Hallo', finde ich.

Ich selbst bin oft etwas verunsichert bei diesem unverbindlichen Wort. Wer ist eigentlich am Ende der Leitung? Eine Person, die 'Hallo' heißt. Ich bin schon von Kind an dazu angehalten worden, mich korrekt mit Namen zu melden. Es ist so viel einfacher, man weiß sofort, mit wem man sprechen wird.

Oft erreichen wir nur den Anrufbeantworter. Der Text im allgemeinen sachlich, klar. Bei manchen Leuten jedoch mit bemüht originellen Worten, die man dann nach mehrmaligem Hören gar nicht mehr lustig findet. Oder liebevolle Väter lassen ihre Kleinkinder den Text sprechen. Ja, süß, aber kaum verständlich!

Es gibt auch Leute, die sich mit 'Ja bitte' melden, kurz und prägnant. Aber auch da weiß man nicht, mit wem man spricht, sofern man die Person nicht gut kennt.

 

Eine sehr gute Freundin, die leider schon früh verstorben ist, meldete sich immer mit einem richtig fröhlichen 'Stukk', ihrem Namen, der einen ebenso fröhlichen Nachklang hatte. Sie konnte noch so gestresst sein, aber am Telefon vermittelte sie dem Anrufenden gleich ein positives Gefühl, wenn er dieses 'Stukk' hörte. Sogar den Klang habe ich heute noch in den Ohren. Seltsam, wie man solche Dinge über Jahre hinweg nicht vergessen kann!

 

September 2015


Die Sonnenblume

Vor einigen Tagen entdeckte ich beim Hundespaziergang auf dem Grasstreifen an der Straße einen großen Blumentopf mit einer halb erblühten Sonnenblume. Was sollte das bedeuten?

Hat die Gemeinde beschlossen, zur Verschönerung der Stadt Blumentöpfe in allen Regionen aufzustellen? Hatte jemand vergessen, ihn abzuholen? Gehörte er vielleicht dem Nachbarn? Es war ein heißer Sommertag. Wer würde die Pflanze gießen? Gehörte sie überhaupt jemandem? Wurde die Sonnenblume ganz einfach, wie ein Hund, ausgesetzt? Nun, einen Hund würde man natürlich sofort bemerken, sicher würde er winseln. Aber die Sonnenblume war stumm.

 

In der Nacht regnete es stark. Man mag über mich lachen, aber ich dachte unwillkürlich an die einsame Sonnenblume dort auf dem Grasstreifen. So bekam auch sie Wasser direkt vom Himmel. Am übernächsten Tag stand sie immer noch da. Die Blüte hatte sich etwas geöffnet, aber es wurde wieder sehr heiß an diesem Tag.

 

In meiner Phantasie stellte ich mir vor, dass vielleicht ein junges Paar die Pflanze in dem großen Topf irgendwo in einer Gärtnerei erstanden hatte, aber dass die Frau nach einigem Geplänkel wegen dem sperrigen Ding meinte „ach Schatz, lass sie uns dort abstellen, dann haben wir wieder mehr Platz im Wagen“.

 

Und zu meiner Überraschung konnte ich feststellen, dass die Pflanze am Tag darauf nicht mehr dort stand. Vielleicht hat sich einer der netten Nachbarn aus der Gegend ihrer erbarmt und sie in seinem Garten eingepflanzt. Hoffen wir's auf jeden Fall!

 

August 2015


Erinnerung an Sophie

Hinten im Garten befindet sich Sophies Hundegrab. Ein weißer Stein bezeichnet die Stelle. Inzwischen ist sie sicher fast schon zu Staub geworden. Erde zu Erde, Staub zu Staub. Und Kelly, mein neuer Hund und Lebensgefährte, fegt durch unseren Garten. Was mir jedoch auffiel, kurz nachdem Kelly zu mir kam, war, dass sie zuerst immer Richtung Sophies Grab rannte.

Irgendwann habe ich mal in einem Buch den Ausdruck gelesen, 'jemand ist über mein Grab gegangen'. Ich weiß nicht einmal mehr, warum mir gerade dieser Satz im Gedächtnis geblieben ist.

Ich interpretiere mal diese Beobachtung ganz einfach als freundlichen Gruß von Hundeseele zu Hundeseele. Es mag verrückt klingen, aber warum eigentlich nicht?

 

Juli 2015


Grzmikek und das Rauchen
Vor kurzem sah ich den ausgezeichneten Film über das Leben von Grzimek. Und was mir darin auffiel, war, dass das Ehepaar und seine Freunde ununterbrochen rauchten. Von den Filmemachern sehr gut nachvollzogen, denn damals in den 50er Jahren rauchte man ja überall und ununterbrochen. Heute stört uns allein schon das Zuschauen. Denn, was keiner gedacht hätte, überall hat es sich inzwischen doch durchgesetzt, dass in Lokalen und anderswo nicht mehr geraucht werden darf, und dass insgesamt viele sich das Rauchen abgewöhnt haben und so vernünftig sind, nicht das Risiko des Lungenkrebs einzugehen. Immerhin etwas Positives, finde ich!

 

Juli 2015


Have a nice day ...
Vor etlichen Jahren fiel mir auf, wie in den USA beim Einkaufen in den Geschäften die Verkäuferinnen jedes Mal beim Verabschieden „have a nice day“ sagten. Und nach kurzer Zeit kam diese Sitte auch zu uns. Sogar die Damen an den Kassen der Supermärkte wünschen uns nun „noch einen schönen Tag“, auch wenn das Wetter bei uns überhaupt keinen schönen Tag verspricht. Klar, alles reine Routine.

Und doch, ist es denn nicht eine nette Geste, sogar wenn sie gedankenlos gesagt wird, dem anderen überhaupt etwas Schönes zu wünschen? Sehen wir es doch mal so!

 

April 2015


Was für ein hübscher Vogelname
Eigentlich hatte ich gedacht, ich würde mich mit Vogelarten relativ gut auskennen. Aber als wieder, wie im Jahr zuvor, eine Vogel-Großfamilie unbekannter Art kopfnickend über unsere Wiese trippelte und dabei junge Gräser pickte, fragte ich mich, welche Vogelart wohl genau zur gleichen Zeit wusste, dass sie gerade in unserem Garten das fand, was sie suchte. Sie waren relativ groß für einen Singvogel, braun gefiedert mit gelben Streifen über dem Rücken.

Nun, wozu haben wir das Internet? Und siehe da: es mussten Heckenbraunellen sein. Was für ein hübscher Name für die braun gefiederten Vögel. Etliche Zeit später konnte ich sogar einem jungen Braunellchen nach einem heftigen Flug gegen die Scheibe das Leben retten. Aber dies ist wieder eine andere Geschichte!

 

Juni 2014